Viele Menschen steigen in kein Flugzeug mehr, meiden Menschenmengen oder sie fahren nicht durch Tunnel, weil sie wissen, ihnen wird die Panik den Nacken hinauf kriechen.
Panikattacken schränken uns ein
Es gibt die unterschiedlichsten Auslöser für Panikattacken und Angstzustände, die unser Leben oft extrem einschränken. Die häufige Reaktion auf diese Erlebnisse ist das Meiden genau dieser Situationen, um bloß nie wieder in diese Spirale der Panik zu geraten.
Ich habe selbst viele Jahre Situationen gemieden, weil ich wusste, dass ich, wenn ich mich da hinein begebe, wahrscheinlich eine Panikattacke bekomme.
Sobald wir uns von dieser Angst leiten lassen beginnen wir, uns mehr einzuschränken, uns selbst und unser Leben zu limitieren, um uns so vor der möglichen nächsten Attacke zu schützen. Unser Raum der Möglichkeiten verkleinert sich so enorm.
Was passiert eigentlich genau bei einer Panikattacke? Warum verhält sich unser Körper so extrem? Was, wenn eigentlich etwas sehr positives dahintersteckt?
Der Beschützer deines Körpers ist gleichzeitig Ursache für deine Panikattacken und Angstzustände
Eine Panikattacke wird von unserem limbischen System ausgelöst, welches die Aufgabe hat, uns zu schützen. In der Zeit, als wir noch Jäger:innen und Sammler:innen waren, setzte dieser Urinstinkt ein, wann immer ein Säbelzahntiger vor uns stand oder eine andere lebensbedrohliche Situation uns zum blitzschnellen Reagieren zwang.
Unser Körper mobilisiert in solchen Momenten so viel Energie in uns, dass wir entweder die Kraft haben, zu kämpfen oder wir nutzen diese, unsere Beine in die Hand zu nehmen und davonzurennen.
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Ein Urinstinkt, der nur eins Bewirken soll: unseren Schutz
Diese Funktion unseres Körpers ist gut und wichtig: Sie hilft uns, wenn wir ganz schnell, ohne dass wir überhaupt darüber nachdenken können, reagieren müssen.
Wenn zum Beispiel ein Ball auf die Straße rollt, mit einem Kind hinterher, das vor unser Auto läuft, bremsen wir. In diesem Fall kann der Impuls abgearbeitet werden.
Allerdings gibt es viele Momente, in der ein Kampf oder eine Flucht nicht mehr nötig ist und wir den Impuls, den unser limbisches System in unangenehmen Situationen zu unserem Schutz abgibt, nicht ausleben können.
Ob die Gefahr real besteht oder nur unsere Fantasie ist, das ist dem limbischen System relativ egal
Nun gibt es für uns Dinge, da können wir nicht einfach wegrennen, wie ein Vortrag vor vielen Menschen oder ein wichtiges Gespräch mit dem:r Chef:in. Eigentlich kein Grund zur Flucht, dennoch möchte uns unser limbisches System unbedingt schützen. Es pusht uns mit dieser Energie, die sich anfühlt wie Sterben, denn instinktiv geht es um Leben und Tod. Der Puls und die Atemfrequenz gehen hoch. Hitze steigt aus dem Bauch auf, mit dem Gefühl, es nicht mehr auszuhalten.
Wie können wir unserem Körper mitteilen, dass alles in Ordnung ist und wir eben nicht vor einem wilden Tier stehen?
Die Lösung ist unfassbar simpel
Die Methode ist so unglaublich einfach und dennoch grandios wirkungsvoll. Es gibt nämlich etwas, was unserem Körper signalisiert, dass wir gar nicht in Gefahr sind: Lächeln! Es geht nicht mal darum, sich einen guten Gedanken zu machen. Es bedarf noch nicht einmal eines echten Lächelns. Das bloße Hochziehen der Mundwinkel bewirkt, dass sich eine höhere Hirnregionen einschaltet, nämlich der Neocortex.
Der Neocortex erkennt, dass das Lächeln ein eindeutiges Zeichen dafür ist, dass alles in Ordnung ist
Dieser Teil des Gehirns ermöglicht eine genauere Analyse des Moments und kann eine Verbindung herstellen zwischen der angstauslösenden Situation und dem Lächeln in deinem Gesicht. Was dann passiert, ist eine Korrektur der Information, die aus dem limbischen System kommt.
Du wirst es eines Tages schaffen, die Energie wie eine Welle über dich drüber fließen zu lassen
Die heftige Reaktion, die aus dem limbischen System kam, wird heruntergefahren. Die Panikattacke ebbt ab. Wenn du Meditationserfahrung hast und geübt bist, deine Emotionen gelassen zu beobachten, kann es eine ganz interessante Erfahrung sein, zu spüren, wie diese Panik hochkommen will, aber nicht kann, weil die Mundwinkel oben sind. Wenn du ein bisschen geübt hast, Herr:in über diese Situation zu werden, dann wirst du es eines Tages schaffen, diese Form von Energie wie eine Welle über dich drüber fließen zu lassen.
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Du entscheidest über Panik oder Ruhe
Es ist unser Geist, der bestimmt: Unsere Beurteilung dessen, was da in uns aufsteigt, ob wir uns in den Zustand der Panik begeben oder die Ruhe bewahren. Wir können uns trainieren, uns an einem Punkt für die Panik zu entscheiden oder einfach für diese Form von Energie, die als Welle über uns hinweg wäscht – mit einem Lächeln. Sobald wir dazu imstande sind, ist das, was anschließend in uns passiert, eine großartige Erfahrung.
Nach dem Sturm kommt die Stille
Nach der Welle entsteht eine innere Ruhe. Ich möchte dir hiermit Mut machen, nicht mehr gegen diese Panikattacken anzukämpfen, sondern ihr mit einem Lächeln entgegenzukommen. Natürlich bedarf dies etwas Übung, auch in Achtsamkeit, um sich der Welle überhaupt bewusst zu werden, bevor sie uns erfasst. Aber diese Praxis des Bewusstwerdens hilft uns dabei, immer mehr die Kontrolle zurückzugewinnen, um aus der Angst entstandene Limitierungen in unserem Alltag endlich zu überwinden, endlich die Welle zu genießen, sie zu Surfen, anstatt sich mitreißen zu lassen.